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Baie-Comeau – Québec – Montréal – Toronto – Mattawa :  03. Juli – 13. Juli 2017

 

Sankt-Lorenz-Strom – nahrhaft ist das Wasser hier, zahlreiche Walarten halten sich im Mündungsgebiet des Saguenay auf. Wir freuen uns auf die Riesenmammalien. Leider sind erst die kleinen Minkwale versammelt. Dafür erfreuen uns Seehunde und die weissen Belugas.

Wir wissen einen schönen Übernachtungsplatz in Lévis gegenüber Quebec. Ach, der Fährmann bleibt hartnäckig und lässt unser Camper nicht auf die Fähre, obwohl laut Angabe die Höhe gereicht hätte. Also umfahren wir die vielen Kilometer bis zur nächsten Brücke im strömenden Gewitterregen und finden unseren Platz endlich doch noch beim gegenüberliegenden Fährhafen. Während 2 Tagen erkunden wir (nehmen natürlich zu Fuss die Fähre) die charmante sehenswerte Stadt, am Vormittag in zurückhaltender Schönheit, am Nachmittag touristisch überfüllt. Der eigenartige französische Akzent und die ungewohnte Betonung werden wir auf unserer Weiterreise noch oft ergötzend hören.

Und sogleich tauchen wir in Montreal ein. Welch brodelnde Lebendigkeit, Aktivität und Energie die Stadt ausstrahlt. Sie gefällt mir ungemein: die Architekturen, überall Kunst in jeglicher Ausdrucksweise, das bunte Gemisch der Einwohner, zu jeder Stund ist etwas los – Musik/ Ausstellungen/ Strassenumzüge die alles blockieren/ Filmequipen/ Veranstaltungen aller Art/ Velofahrer überall/ die unterirdische Stadt/ die Aussichtstürme/ Märkte/ Vergnügungsviertel/ Abendshows und –unterhaltungen/ die verschiedenen Quartiere/ die Metro, Busse, Taxis … mir schien, als überborde die Stadt an Lebenslust. Einfach herrlich mal so zwischendurch dies Verrückte alles zu erleben.

Natürlich geht’s nach 3 herrlich überfüllten Tagen gleich weiter an den tausend Inseln vorbei nach Toronto. Die 8-spurige Autobahn überfordert und erschreckt uns. Doch die andern Autofahrer sind so kulant, dass wir keinerlei Probleme hatten, unser Ziel zu erreichen. Toronto ist besonnener, ‚kühler‘, geschäftiger. All die verschiedenen Quartiere gefallen, das Geschäftszentrum mit den modernen Wolkenkratzern, Chinesen- und Hippie- oder Inviertel, die Trams, der Bahnhof, Einkaufsgebäude, die vorgelagerten Inseln, die liebevollen Fassadenmalereien. 3 Tage sehen wir uns in der grossen Metropole um, dann ist Zeit nach Mattawa zu fahren. Wir treffen uns dort mit Schweizerfreunden.

Mattawa bis Edmonton:  14. Juli – 23. Juli 2017

 

Viel geschwatzt wurde, viel erzählt. www.timbila.ch hat die ‚Panamericana‘ von Süd nach Nord bereits gefahren. Unsere Wege werden sich erst wieder in der Schweiz kreuzen – sie fahren gen Osten, wir gen Westen. Sault Ste.Marie mit ihren Schleusen, so nah an der US-Grenze. Aber ein Grenzübertritt muss noch zuwarten. Und dann der herrlich riesige flächenmässig grösste Süsswassersee der Erde. Der Lake Superior. Der grosse See hat die beste Wasserqualität, da im Gegensatz zu den übrigen Seen an seinem Ufer nur wenige Industrieanlagen angesiedelt sind und er nicht von den andern gespeist wird. Die Sonnenuntergänge sind traumhaft, uralte Felsmalereien lassen staunen, Zufahrten zum See gibt es nicht viele. Wir folgen dem Trans-Canada-Highway, verlassen den See bei ThunderBay (dem Herz der Amethystgegend) und fahren via Upsala über die letzten Hügel in immer flacheres Gebiet entlang einem Labyrinth von tausenden von Seen (Lac des Mille Lacs) nach Kenora. Habt ihr eine Idee wie gross und verzweigt der ‚Lake of the Woods‘ ist? Weiter nach Winnipeg, einer empfehlenswerten Stadt mit gepflegtem, grünen Zentrum und etlichen Orten zum Verweilen. Nach Portage la Prairie verlassen wir den Trans-Canada-Highway und biegen ab in den Yellowhead-Highway. Eine unendlich lange topfebene Strecke liegt vor uns, Saskatchewan, mit seinen riiiesigen Kornfeldern. Ist es der Frühsommer, der die bald goldstaubflimmernden Felder  noch saftig grün, mit millionen Rapsblüten, leuchten lässt, dazwischen die grossen Flächen auflockernd: wassergefüllte Reservoirweiher, Feuchtgebiete mit unzähligen Vögeln? Unterbricht ein die Strasse kreuzender zweihundertwagenlanger Zug die Weiterfahrt, so wird geduldig gewartet, ausgestiegen, geplaudert – die Zeit vergeht hier irgendwie anders als bei uns. Schön ists. Leider ist in Saskatoon das Remai Modern Museum noch nicht beendet, es scheint ein interessanter Bau zu werden. Auf einer Anhöhe entgehen wir einem wasserfallähnlichen Gewitter, der uns beinahe wegzuspülen drohte. Kurz vor Edmonton möchte ich die Bisons im Elk-Island-Nationalpark sehen – ich bin gespannt, solch ein kräftiges Tier in echt zu sehen. Später werden wir etliche wilde sehen, doch das weiss ich in diesem Moment noch nicht. Es sind wirklich imposante Tiere!

Der wirkliche Grund nach Edmonton zu fahren ist ein Wiedersehen nach Jahren mit Richards Freund. Rene ist inzwischen 91 Jahre alt, vor 40 Jahren arbeitete Richard mit an der Entstehung von Swiss Valley, in Stony Plain. Ist das schön, dich zu sehen Rene und auch deine Frau Ali! Alles Gute euch beiden!

Edmonton - Fort Nelson - Atlin - Whitehorse - Keno - Inuvik - Dawson City: 24. Juli - 11. August 2017

Ob wir Rene und Ali nochmals sehen werden? Für die nächsten Jahre entfernen wir uns mehr und mehr von ihrem jetzigen Wohnort. Wir folgen der Nr. 43 über Whitecourt, Bezanson nach Grande Prairie und Dawson Creek, der Mile 0-City, die somit den Anfang des Alaska Highways bildet. Die 2‘288km (1‘422 Meilen) militärische Strasse wurde in kürzester Zeit, vom 9. März 1942 bis zum 25. Oktober 1942, bis nach Delta Junction in Alaska in winterkalter, nasser und unter härtesten Bedingungen in die Wildnis und über reissende Flüsse gebaut. Ursprünglich eine reine Schotterpiste wurde sie seitdem weiter ausgebaut und begradigt und ist somit heute 60 km kürzer als die ursprüngliche Strecke. Heute ist sie auf der gesamten Länge asphaltiert und nur wenige  kleine Umwege lassen die einstige Strasse erahnen. In Delta Junction trifft der Alaska Hwy auf den Richardson Hwy, der 96ml (155km) weiter nach Fairbanks führt. Dieser Teil wird oft als nördlicher Abschnitt des Alaska Hwy angesehen, mit Fairbanks als Meilenstein 1520.  Der Alaska Highway wird gerne als Teil des Pan-Amerikanischen Highway betrachtet, der bis nach Argentinien führt.

Wir folgen dieser heute herrlichen Strasse, erklimmen serpentinenlos, nur leicht kurvig die Flanken der nördlichen Rocky Mountains und rasten am traumhaften Munchosee. Sonne und Gewitterschauer wechseln sich in kurzen Unterbrüchen ab, hinterlassen ein Schattenspiel beeindruckender Farben auf den kahlen Bergrücken und hindern uns nicht, in die kalten Fluten des klaren Sees zu springen. Auf der Weiterfahrt kreuzen uns Bergziegen, bulligmächtige Bisons (beinahe Aug in Aug) oder der Weg zu den heissen Quellen. Der Schilderwald in Watson Lake muss natürlich bestaunt werden, ebenso das 180° Kino mit dem Film über Nordlichtentstehung. Noch haben wir keine Ahnung, dass uns etwa 2 Monate später ganz in der Nähe die ersten Nordlichter verblüffen werden.

Am langen Teslinsee findet ein mehrtägiges Indianerfest statt, zu dem jedermann eingeladen ist. Es wird zeremoniell getanzt zu Trommelschlägen, für Interessierte wird gezeigt wie mit Binsen geflochten wird, Leder verarbeitet, Fische mit Schwanz und Flossen geräuchert… Ein Junge erklärt, sein Stamm entferne Schwanz und Flossen und füttere sie den Adlern.

Vor Whitehorse biegen wir spontan zum Atlinsee ab. Eine übermütige Gruppe will mit Gleitschirmen von einer nahen Bergkante springen, ob wir auch mitwollten. Wir lassen es lieber sein und beschliessen, uns im Winter in der Baja California zu treffen. Der nächste Ausflug hat sich eindrücklicher gelohnt. Das Wasserflugzeug eines Berner Buschpiloten fliegt uns in abenteuerliche Lüfte hoch in das Riesengebiet des Juneau-Gletschers. Manchmal setzt er beinahe auf dem zerklüfteten Eis ab. Der Flug ist überwältigend schön. Zurück im kleinen hübschen Atlin, ‚erzählen‘ die alten Häuser von ihrer Vergangenheit und der Goldgräberzeit. Das Dorf lebt vom Tourismus und der Jagd und die Nativen leben im Reservat in der Wildnis. Bis vor wenigen Jahren führte nur eine Schotterstrasse die ca. 100km bis nach Atlin. Heute dauert die Einkaufsfahrt nach Whitehorse noch immer 1 Stunde im Auto.

In der Stadt, in Whitehorse lernen wir Drew kennen, einen deutschen Mitsiebziger, der seit Jahren jeden Sommer in seinem Camper hier im Yukon verbring. Wir vereinbaren uns an seinem Lieblingsstellplatz oben im Wald mit Blick auf einen kleinen See. Wunderbar.  Whitehorse ist eine angenehme Kleinstadt. Hier findet man alles nötige an Werkstätten, Utensilien, Esswaren und gutem Touristenbüro, es ist eine Drehscheibe von Kanadareisenden, Erfahrungen werden ausgetauscht, Wiedersehen gefeiert, auch ist es ein hervorragender Ausgangspunkt für diverse Aktivitäten und Ausflüge. Nach einigen Tagen zieht es uns nordwärts weiter. Wir wollen, wie schon vor etlichen Jahren mit unseren Kindern, die Silberstrasse nach Keno fahren, jedoch die hintere kleinere Naturstrasse zurück nehmen. Die Übernachtungsplätze sind uns noch vertraut, nur das Minendorf Elsa wurde inzwischen um einige Kilometer verschoben. In Keno City leben noch immer etwa 20 Personen, ehemalige Freiheitsliebende, mittlerweilen im Pensionsalter. Auf dem Aussichtsberg zeichnen sich die noch immer werkenden Silberminen ab. Ursprünglich sollte von hier aus eine Strasse nach Inuvik gebaut werden, die jedoch später nördlicher entstand.

Unsere Idee war ursprünglich, den Dalton Highway nach Deadhorse zur Prudhoebay in Alaska zu bereisen. Kurzentschlossen entscheiden wir uns jedoch, über den Dempster Highway nach Inuvik zu fahren. Ein, wie sich später herausstellt guter Entscheid, denn das Wetter in Alaska ist im August nass und frisch, auch Schnee ist keine Seltenheit. Wir sind begeistert von der grosszügigen, vielseitigen Landschaft, den traumhaften Schlafplätzen im Irgendwo, den Wetterlaunen. Hier findet man tolle Wandermöglichkeiten, unermüdliche Velofahrer strampeln die 736km mühsame Schotterstrasse bis Inuvik, erst langsam ansteigend (Achtung aggressiver Grizzli), um dann in endloser Weite die nächsten Hügel zu erklimmen. Den vereinzelten Autos, denen man begegnet, winkt man zu, man kennt sich unterdessen, hilft da und dort das Rad zu wechseln oder bei einer Panne zu helfen. Irgendwie geht’s. Weitab von der Strasse, am Peel- oder Mackenzie River leben Native, für uns aus den Industrieländern kaum vorstellbar. Die meisten leben vom Fischfang. Etwa in der Mitte der Autostrecke, durchqueren im Frühling und im Herbst abertausende von migrierenden Rentieren, bzw Caribous die grosse weite Ebene um den Polarkreis. Es ist sicher ein unglaubliches Schauspiel! 2 Mal  nehmen wir zur Flussüberquerung die Fähre und nach kilometer Tannenwald erreichen wir Inuvik. Viele Reisende stöhnen ob dem Staub und feinkörnigen Sand, der einen Weg bis in die hintersten Ecken der Besteckschublade oder des Kleiderschranks ihres Wohnmobils gefunden hat. Wir haben Glück, unser Reisemobil ist dicht. Eine neue Schotterstrasse ist mit einer einfache Schranke versperrt – es ist die neue nach Tuktoyaktuk. Ab November 2017, also diesen Herbst, gibt es keine abenteuerlich gefährliche Iceroad mehr. Der neue Weg führt statt auf dem gefrorenen Mackenzie-Delta auf dem Landesinnern zum Polarmeer. Übrig bleibt die im Winter gefrorene Fluss-Strasse von Inuvik nach Aklavik. In den 50er Jahren wurde entschieden, eine neue Gemeinde zu errichten (Inuvik), da das traditionelle Zentrum Aklavik immer wieder mit Überflutungen und Erosion zu kämpfen hatte. Auf der ganzen Dempster-Strecke ist die Strasse ‚nur‘ mit Kies und Sand aufgeschüttet, bis zu 1m hoch, ebenfalls die Häuser und Leitungen werden nicht in den Boden gegraben, um den eisigen, gefrorenen Boden, den Permafrost zu schützen und nicht risikoreich zu bauen.

Nach zwei Tagen ennet dem Polarkreis kehren wir zurück. Viele Gewitterzonen entladen sich in die unendlichen Weiten und Wälder. Die Blitzeinschläge entfachen vielerorts Brandherde, die gierig nach dem sommertrockenen Holz züngeln. Grosse Qualmflächen erschweren die Sicht. Dabei zeugen weite russigschwarze Gebiete von nicht lange herrührenden Bränden. Und plötzlich, hier Kraniche? Doch, da sind welche! Und dort ein Bär, ein Frosch, ein Fuchs, ein Elch… Immer wieder nässen Lastwagen die Schotterstrasse, damit der Fahrtstaub nicht alles dick umhüllt. Grinder, bzw Walzenlaster schleifen die ausgefahrenen Fahrtrillen, oder kiesen sie frisch ein. Wir empfinden die Strasse als recht gut, manchmal etwas grobsteinig. Unseren Stern in der Frontscheibe haben wir nicht von einem vorbeidonnernden riesigen Lastwagen erhalten (meistens drosseln sie beim Kreuzen ihr Tempo), sondern von einem unscheinbar kleinen Personenwagen. Trotz „Stoppbohrung“ hat sich der Stern inzwischen (nach 5 Monaten) über die ganze Scheibe bequemt. Ja der Dempster, der hat uns gefallen!!

Noch Dawson City gilt es zu besuchen, die Lebestadt der Goldrauschzeit. Hier konnte der mühsam erarbeitete Goldstaub, oder gar ein Nugget unters Volk gebracht werden. Zu erreichen war Dawson nur über den White Pass oder den berüchtigten Chilkoot Trail und danach über einen langen und beschwerlichen Weg per Hundeschlitten oder Kanu, später per Schaufelraddampfer auf dem Yukon. 1898 hatte die Einwohnerzahl mit über 40.000 Menschen ihren Höhepunkt erreicht. Schon ein Jahr später hatten 8.000 Menschen die Stadt wieder verlassen, 1902 lebten nur noch 5.000 Einwohner dort. Bars, schöne begehrenswerte Frauen, ein Casino sorgten für Lust und Laster, und erleichterten den Alltag und die Gräber. Heute zählt die Stadt im Sommer ca. 1300 Einwohner. Noch heute wird nach Gold gebuddelt und das ganze zerwühlte Erdreich wird mit riesigen Maschinen nochmals gesiebt, um auch ja das kleinste Goldkorn nicht zu verfehlen. Oben vom Aussichtspunkt Dom geniessen wir den glühendroten Sonnenuntergang, schlafen herrlich ruhig und freuen uns auf die nahe Grenze zu Alaska.

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