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Mexikos Flagge

Die Trikolore in Grün (Unabhängigkeit von Spanien), Weiss (Religion, römisch-katholische Kirche), Rot (Union zwischen den Europäern und den Amerikanern) sind die Farben der Befreiungsarmee von Mexiko. Das Wappen Mexikos, das nachträglich in der Mitte hinzugefügt wurde beruht auf einer Legende um die Gründung der aztekischen Hauptstadt im Jahre 1325. Derzufolge suchte das damals noch nomadisch lebende Volk der Azteken nach einem Zeichen, das den genauen Ort ihrer zu gründenden Hauptstadt anzeigte. Der Gott Huitzilopochtli hatte ihnen aufgetragen, einen Adler zu finden, der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange verschlingt. Dieser Kaktus sollte auf einem Felsen inmitten eines Sees wachsen. Nach zweihundertjähriger Wanderung fanden sie das versprochene Zeichen auf einer kleinen Insel im morastigen Texcoco-See. Hier gründeten sie ihre neue Hauptstadt Tenochtitlán, das heutige Mexiko-Stadt.

02.-10. Oktober 2018  Mexiko Stadt

Mexiko Stadt zählt gegen 9Mio Einwohnern, mit den dazugehörenden 16 Bezirken um die 22Mio Einwohnern). Sie liegt auf etwa 2300m Höhe in einer Talsohle, auf einem ehemaligen See und Sumpfgebiet, auf 3 Seiten umgeben von 104 Vulkanen, 2 davon noch aktiv. Die Kombination dieser windstillen Lage und dem enormen motorisierten Verkehr der Metropole lässt oft Smog entstehen. Von den umliegenden bewaldeten Gebirgen strömten viele Bäche und Flüsse in Seen. Der Texcoco-See war wegen des salpeterhaltigen Untergrundes, fehlenden Abflusses und hoher Verdunstung stark salzhaltig. Das Tal war bereits vor Eintreffen der Azteken (1345) ein hochentwickeltes Gebiet mit Mais, Bohnen, Tomaten, Kürbis und anderen Lebensmitteln auf bewässertem Land und schwimmenden Gärten, mit Flussumleitungen und Trinkwasserleitungen. Die Azteken selbst (eigentlich Méxica genannt) bauten Deiche, die gleichzeitig als Aquädukte dienten. Ein 16km langer Deich, unterbrochen von einigen Schleusen war durch den Texcoco-See gebaut worden, um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen. In den ersten Jahren ihrer Herrschaft (1519 Eroberung durch Cortès) verkannten die Spanier die Wichtigkeit der Anlagen und liessen sie verfallen. Ab 1540  kam es zu immer verheerenderen Überschwemmungen. Die Abholzung der Hänge in Verbindung mit dem Waldweidegang des importierten Viehs liessen die stark erodierten steilen Hänge die Niederschläge nicht mehr aufnehmen. Der See war damals 14m tiefer als heute. 1789 wurde das Tal durch einen Kanal nach aussen entwässert. Die Erosion führte dazu, dass die Quellen, die die Stadt mit Trinkwasser versorgten, versiegten. 100 Jahre später erfolgte die Trinkwasserversorgung aus Tiefbrunnen. Da das Abwasser aus dem Tal herausgebracht wurde, sank der Grundwasserspiegel immer mehr. Die Seen fielen trocken, dem feinkörnigen bentonitischen Tonen im Untergrund der Stadt wurde das Wasser entzogen und schrumpfte dadurch. In der Folge senkten sich einige Gebiete der Stadt, zum Teil bis heute gegen die 10m. Die Senkung hat Auswirkung auf die Kanalisation – Anlagen sind zum Teil zerrissen, Gefälle haben sich umgekehrt, Abwasser dringt mitunter in undichte Leitungen für Trinkwasser ein und macht dieses infektiös.

Nebst Luftverschmutzung, Trinkwasserversorgung  kämpft die Stadt mit weiteren Problemen wie unzureichende Strukturen in der Abfallbeseitigung, Defizite im öffentlichen Personennahverkehr, sowie eine übermässige Verkehrsbelastung.

Teotihuacan

45km nordöstlich von Mexiko Stadt liegt die prähistorische Ruinenstadt, bzw. das Gebiet von Teotihuacan. Dieses Gebiet war seit dem 6. Jahrhundert vor Christus bis etwa 750 nach Christus permanent besiedelt und die Stadt dominierendes kulturelles, wirtschaftliches und militärisches Zentrum Mesoamerikas, bis sie aus nicht geklärten Gründen weitgehend verlassen wurde. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung zählte sie möglicherweise bis zu 200‘000 Einwohner. Was das für ein Volk war weiss man bis heute nicht. Die Azteken fanden Teotihuacan bei ihrer Einwanderung bereits als Ruinenstadt vor und gaben ihr diesen Namen, der so viel bedeutet  wie ‚Wo man zu einem Gott wird‘.

Von einem kleinen Bus werden wir beim Hotel abgeholt, eine Peruanerin, ein kubanisches Paar und wir. Rassig fahren wir zur Stadt raus, vorbei an den Berghängen hochkriechenden bunten Armenvierteln, die den brasilianischen Favelas gleichen. Diese Quartiere seien nicht mit jenen zu vergleichen, da Wasser-, Stromzufuhr, Schule etc. gewährleistet sei. Kurz vor der Ausgrabungsstätte findet ein Rockkonzert statt, viele Junge Leute drängen zum Eingang, ebenfalls gibt es auf der andern Strassenseite Zeltmöglichkeiten. Schon sehen wir die Pyramiden. Eine Ringstrasse mit vier Eingängen organisiert den riesigen Ansturm einheimischer und ausländischer Touristen. Natürlich fehlen Ess- und Souvenirmöglichkeiten zuhauf nicht. 2 Stunden stehen uns zur Verfügung die Anlage zu besichtigen. Erst werden uns antike aztekische Wandgemälde gezeigt mit dem gefiederten Gott Quetzalcoatl. Dann können wir in die Ruinenstadt. Die 46m hohe Mondpyramide, mit der davorgelagerten Plaza de la Luna, kann bis zur Hälfte auf grossen Stufen bestiegen werden. Ein herrliches Bauwerk. Die breite Strasse der Toten führt direkt zur grossen Sonnenpyramide und ist flankiert von zahlreichen Gebäuden, die man für Wohnbauten der herrschenden Elite hält. Wie die Mondpyramide ist auch die 65m hohe Sonnenpyramide ein Stufentempel und weltweit nebst der Cheobs- und der Cholulapyramide das 3.grösste Werk dieser Art. An der Seite zur Strasse der Toten führt eine Treppe auf die Spitze. Dort befand sich ein kleiner Tempel, der heute nicht mehr zu sehen ist. Die Aussenhaut der Pyramide war mit Stuck überzogen und bemalt, auch davon ist heute nichts mehr erhalten. In einer darunterliegenden Höhle wurden Artefakten aus der Zeit Teotihuacans aber auch Gegenstände aus aztekischer Zeit gefunden. Vermutlich diente die Pyramide religiösen Zwecken. Sicherlich wurde erst ein relativ kleiner Teil archäologisch erforscht. Zu Beginn der Arbeiten erkannte man die Pyramiden als dicht überwachsene Hügel und wusste nichts von den Schätzen darunter.

Natürlich erklimmen wir auch die Sonnenpyramide, die dank Stahlseilen uns Alten den Aufstieg über die Treppe erleichtert. Aber auch die Jungen schwitzen und kraxeln schnaufend empor. Die Aussicht oben auf die Umgebung und die Mondpyramide ist faszinierend. Rockmusik aus dem Camp begleitet uns. Pünktlich wieder beim Bus fahren wir ohne Peruanerin zu einer nahen Ausstellung. Anschaulich werden wir über die Vielseitigkeit der Agave informiert: deren scharfen Spitze plus ‚Faden‘ und den textilen Fasern, der pergamentähnlichen beschreibbaren Blattfolie, als Gemüse gekocht, oder gar für Einheimische ähnlich der Aloe Vera als Heilpflanze genutzt (für uns anscheinend zu stark), lernen den Unterschied zwischen Tequila und Mezcal kennen und kosten den fermentierten alkoholhaltigen Saft ‚Pulque‘. Wunderschöne makellose Obsidian-Kunstwerke oder Hotstones werden hier hergestellt, schöner Silberschmuck – beides wird in der Nähe abgebaut, und bunter Baumwollstoff gewoben. Während wir gut informiert werden, sucht die Tour-Führerin weiter nach der Peruanerin. Die Kubanerin kauft schönen Schmuck, ich kann keinen mitnehmen, da für die Weiterreise durch Lateinamerika Schmuck für andere interessant ist besser ‚nature‘ bleibe. Endlich, die verlorene Peruanerin ist bei einem andern Ausgang wiedergefunden worden. Der langsam rumorende Magen wird bei einem leckeren Buffet (unter anderem Schweinefleisch an CocaCola-Sauce) ruhiggestellt.

10. – 21.10.2018  La Paz bis Topolobampo

 

Herrlich, wir haben unseren Camper wieder, wohlbehalten ohne Plattfüsse, weder Ameisen noch Schaben haben sich zwischenzeitlich eingenistet, der Motor schnurrt auf Anhieb. Danke an ‚Ministorage‘, dass ihr das halbe Jahr so gut auf Papillon aufgepasst habt. Nach einer kleinen Entstaubungsdusche werden einige Neuteile am Auto einmontiert und der neue Boiler installiert. Ja, der Neue! Richard hat es gewagt, ein 30kg Paket per Post aus der Schweiz nach La Paz zum Storage zu senden, dessen Inhalt eben den neuen Boiler und diverse Notwendigkeiten für Auto und Fahrer enthielt. Ehrlich, ich glaubte nicht an ein Ankommen des Paketes, aber Richards Zuversicht bestätigte sich nach einer langen Reise von 1 ½ Monaten. Alles paletti – wir sind glücklich… und der Boiler wird uns künftig keine ‚nassen Füsse‘ mehr bescheren.

Auf dem nahen Campingplatz treffen wir Tina und Felix mit Hund Filou und wenige Tage später reisen Karin und Andi, unsere Freunde an. Nun stehen 3 (drei!) alpha-cab-Kabinen in La Paz. 2 Tage sind wir nochmals gemeinsam in Tecolote am Strand, bewundern beim Schnorcheln das Korallenriff, Kugel-, Stein- und lange Flötenfische, Langusten, Seeigel und Seesterne und viele bunte Fische in den schönsten Farben und Formen. Das Wasser ist himmlisch warm und klar.

Andi hat für alle 3 Camper Plätze reserviert für die Überfahrt aufs Festland. Als erste stehen wir zur Verschiffung bereit, als beinah letzte erhalten wir unsere Einweisung via Lift aufs Oberdeck. Wie in einer Sardinenbüchse stehen wir eingeklemmt zwischen riesigen Lastern und kleineren LKW’s mit Rindern. Das Frachtschiff ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Wir sind auf der Lastwagenfähre (wir 3 Frauen, nebst der Köchin, die Einzigen weiblichen Geschlechts). Die Fahrt durch die Nacht (schlafen im eigenen Camper) dauert etwa 9 Stunden bis wir das neue Ufer in Topolobampo erreichen.

22. – 30.10.2018  Barrancas del Cobre

 

In El Fuerte finden wir dank ‚I Overlander‘ einen guten Stellplatz bei einer Hotelanlage. Dunkle drohende Wolken deuten auf Ausläufer des Pazifiksturms ‚Willa‘. Wir denken an Tina und Felix, die nach Abschied in Topolobampo, Richtung Süden gefahren sind, genau zu Willa. Unser Wunsch ist es, mit dem El Chepe-Zug nach Creel zu fahren und zurück und später mit unseren Autos die Strecke quer durch die Berge zu nehmen. Wie vereinbart bring uns ein Taxi am nächsten frühen Morgen zum Bahnhof. Etliche Reisende warten bereits, viele Busse spucken immer mehr Reisefreudige aus. Zum Glück fahren die Meisten 1. Klasse, wir begnügen uns mit der Economy-Class (nur wegen Teppich zahlen wir nicht mehr… - die Aussicht bleibt dieselbe). Vom Schaffner bekommen wir unsere Plätze zugeteilt und bezahlen ihm die Fahrkarten nach der Abfahrt. Gemütlich tuckert die Eisenbahn mit der massigen Diesellock  von Los Mochis via El Fuerte nach Chihuahua durch das Schluchtenlabyrinth des Kupfercanyons, der Barrancas del Cobre. Nach 1/3 Fahrt etwa hält der Zug und wir warten mit abgehängter Lokomotive. 3 Stunden Geduld heisst es, ein Erdrutsch. Verhungern müssen wir nicht, denn im nächsten Wagon gibt’s leckere Burritos und Getränke. Aber schon nach 1 Stunde pfeiffts – es geht weiter. Wenige km weiter verläuft die Bahnstrecke kurz beinahe überhängend, ein Truthahngeier wartet bereits geduldig auf einem Ast – vergeblich. Obwohl es inzwischen wie aus Kübeln regnet, können wir uns kaum satt sehen: vom subtropischen Klima in ca 300m Höhe kraxelt die Bahn bis auf winterschneeige gute 2300m, überquert 37 Brücken und durchfährt 86 Tunnels, eine tolle Leistung wie sie sich hochwindet. Ja, und während der Fahrt wird unser Wagon 2x gewischt und feucht aufgenommen, die Toiletten geputzt, weder mangelt es an Papier noch an Seife, und zwei schwerbewaffnete Begleitpersonen geben uns ein Gefühl vollkommen gut aufgehoben zu sein. In Creel, auf 2330m, steigen wir aus und werden von der Strasse weg  freundlicherweise zu unserem Hotel gefahren. Es hat aufgehört zu regnen, also ist eine 6-stündige Tour für den nächsten Tag genau das richtige. Unser Fahrer ist flott, zeigt uns die Schönheiten der Umgebung wie den Ararecosee, den Cusarare-Wasserfall, das Tal der Mönche, der Frösche und der Pilze und führt uns zu einer Tarahumara-Familie, die noch in einer Lavahöhle wohnt. Die Tarahumara- oder Raramuri-Ureinwohner sind eine hiesige indigene Völkergruppe. Die Frauen tragen bunte lange Röcke und tragen ihre Kleinkinder in farbigen Tüchern am Rücken. Sie fertigen wunderschönes Handwerk an wie Binsenkörbe und -Krüge und-Anhänger, farbenfroh gewobene Hüftumhänge,  Die meisten heiraten zwischen 14 und 22 Jahren. Die Männer sind bekannt für ihre rennenden Langstrecken bergauf, bergab, bei Tag und bei Nacht. 190 km in 29 Stunden. In der kleinen Kirche St.Ignacio (1830) sitzen die Männer (Sonne) links, die Frauen (Mond) getrennt rechts. Daneben ist die Primarschule: die Kinder werden am Montag im Umkreis von 10-20km per Auto eingesammelt und bleiben bis Ende Woche in der Schule – Unterkunft, Essen, medizinisches ist alles geregelt.

Wieder zurück in El Fuerte, entscheiden Karin, Andi und wir, die Autofahrt quer durch die Berge nach Creel zu wagen. Die Strecke sei sicher, schön und machbar. Also los geht’s am nächsten frühen Vormittag. Der Himmel ist wolkenlos und lacht im schönsten Blau. In Choix fragen wir nochmals nach. Okay. Erstes Ziel Tubares, der längere Weg führt mit einer kleinen Fähre über den El Fuerte-Fluss, in nördliche Richtung – wir nehmen den kilometermässig kürzeren Weg südlich. Die ersten 20 km bergauf sind scheusslichst – wir benötigen dafür 2 Stunden im beinahe Schritttempo von 5-10 h/km. Ja, dann gehts richtig locker weiter und wir rasen mit 20-30 h/km bergab, herrlich(!), umfahren knapp am Abgrund einen riesigen Felsbrocken, werden von aberhunderten bunter Schmetterlinge umgaukelt und haben das Gefühl: die Natur ist hier vollkommen in Ordnung. Etwas oberhalb Tubares finden wir zwischen Kuhglockengebimmel und LKWs aus den Minen kommend ein traumhaftes ebenes Plätzchen zum Übernachten. Am nächsten Tag erklimmen wir mal besser mal ruppiger etliche dicht bewaldete Berge bis über 2000 Metern Höhe, um sogleich wieder auf ca 600m auf Holperweg ins Tal zu winden. Untersetzung rein – Untersetzung raus – rein – raus… Zum Glück sind die Naturrouten vom heftigen Regen bereits wieder abgetrocknet. Ab Mesa Arturo geht’s besser. In Cerocahui gibt’s eine längere Pause, weil ein buntes Dorffest  den Hauptplatz überfüllt. Am Abend erreichen wir nach etwa 7 Stunden Divisadero, einen Touristenort mit Abenteuerpark. Hier im Park übernachten wir, sicher geschützt von einem bewaffneten Wachmann. Wofür sollen wir uns entscheiden, fragen wir uns am nächsten Morgen: die 2‘550m lange Zipline, die Seilbahn oder die Tirolesas? Andi, Richard und ich entscheiden uns für letzteres: 7 Ziplines und 2 Hängebrücken auf einer Gesamtlänge von 4‘500m und zurück mit der Gondel. Einmal entschieden gibt’s kein Zurück mehr. Die Höhenangst ist vergessen und so sausen wir 2 Stunden durch die Luft. Haha, es machte Spass. Nochmals geht’s zum Ararecosee. Karin und Andi bleiben beim See, unserem nächsten Nachtplatz, Richard möchte gerne die schönen Steinsäulen im Tal der Mönche im Abendlicht fotografieren. Es ist wunderschön dort. Knapp vor Eindunkeln sind wir zurück beim Nachtlager.

30.10. - 09.11.18  Hidalgo del Parral, Durango, Zacatecas, Guanajuato

Nun aber heisst es weiter, da wir am 1./2. November, am Dia de los Muertos in Durango sein möchten. Wir nehmen die asphaltierte Strasse nach Hidalgo del Parral, mit atemberaubenden Ausblicken auf wunderbare Gegenden; die Umgebung ist lieblich, nicht mehr ganz so spektakulär und wechselt von bergigen Nadelwäldern zu laubbäumigen Hügeln und landwirtschaftlichen Ebenen. In einem geschützten Picknickpark finden wir unterwegs einen guten und sicheren Nachtplatz (s. I Overlander). Hidalgo del Parral hat sich zu einer der reichsten Bergbaustätte mit Blei, Silber und Kupferabbau entwickelt. Hier wurde Pancho Villa niedergeschossen. Der herrliche Palacio Alvarado, erbaut um 1900 von einem kubanischen Architekten mit Gemälden und Innenausstatung italienischer Künstler, war die Villa von Pedro Alvarado Torres und seiner Frau Virginia Griensen de Alvarado (er liess es in Liebe zu seiner Gemahlin erbauen). Don Pedro Alvarado, Minenbesitzer, Stadtgründer und reichster Mann des Bundesstaates Chihuahua, anerbot sich seinerzeit, die Staatsschulden Mexikos abzubezahlen. Sein Angebot wurde jedoch abgewiesen mit der Begründung, es sei Sache des Landes und nicht einer Einzelperson.

Durangos Dia de los Muertos erwarteten wir ein bisschen aufregender, wussten jedoch, dass südlicher opulenter gefeiert wird, aber wir schaffen die grosse Distanz bis in die Region Guadalajara nicht. Kinder, verkleidet als Catrinas und Catrines sehen zum Beissen hübsch aus, auch einige Erwachsene haben sich verwandelt mit Totenkopfgesichtern und schönen Kleidern. Der Friedhof mit herrlichen Engel-Skulpturen und, aber auch schlichten Gräbern sind alle wunderschön mit Blumen geschmückt, werden zum Teil frisch bunt angestrichen, es herrscht reger Besuch der Hinterbliebenen. Vor dem Friedhof ist ein buntes Markttreiben mit Blumen, ausgebackenem Chicharon (Fettschwarte frittiert), Musik, Kinderspielsachen und Souvenirs. In Durango fühlen wir uns wohl, die Stadt ist übersichtlich, sauber, die Menschen hier freundlich und geduldig. Im gedeckten Markt gibt’s auf engstem gedrängten Raum alles zu kaufen: Blumen, Unterwäsche, Essstände, Kinderspielsachen, Andenken, Fleischwaren, wunderschöne Pferdesättel, Zaumzeug und Gürtel in bester stabilster Lederqualität,  Kräuter, Kleider… alles. Durango ist Umschlagplatz für Nutzholz und Industriezentrum. Aus den Bergen der Umgebung kommt bis heute nicht wenig Silber, Kupfer, Gold und Eisen. Unweit lagert eines der grössten Eisenvorkommen der Welt.

Die nächste Nacht verbringen wir in der Wildnis im Parque Nacional Sierra de Organos. Wunderschöne relativ unerforschte Landschaft, bizarre Steinformationen, tief ausgewaschene Rinnsale in lockerer Busch/Baum-Vegetation, immense Ruhe, Spuren unzähliger lustiger Waschbärenpfoten, unter einem Baum ganz viele Bärenkekse (die wilden Tiere bekommt man höchst selten zu Gesicht), einfach ein Traum – und wir zwei Camper ganz alleine, herrlich!

Rund 50km südlich von Zacatecas liegt La Quemade mit den an eine Hügelflanke hochgezogenen grossen Ruinen einer alten unbekannten Kultur (ca. 350 v.Chr. bis 950). Wir staunen, wie unkompliziert wir Touristen auf vielen historisch Kostbarkeiten herumkraxeln dürfen!

Gerne hätten wir auf dem grosszügigen Parkplatz übernachtet. Leider nein, heisst es. So verbringen wir die Nacht in einem abgeschlossenen Hinterhofparkplatz in Jerez, ein bisschen wie Löwen hinter Gittern im Zoo, jedoch sicher (und natürlich mit einem Schlüssel für den Ausgang). Ja, und der Ausgang lohnt sich. Im nahen Zentrum ist gross Fest. Um den kleinen grünen Dorfplatz wetteifern verschiedene Musikgruppen gleichzeitig: folkloristische Polkagruppen mit Tuba, Trompeten, Gitarren Trommel und Akkordeon, gegen Mariachi-Gruppen (mit Trompeten, Geigen, Gitarren und Sänger), und eine lärmig Gruppe mit jazzartigen Rhythmen. Daneben gibt’s ein klassisches Konzert und als letztes noch eine Rockband. Die Stimmung ist ausgelassen. Am nächsten Tag trommelt und stampft es in den Gassen – folkloristische Tanzgruppen aus den umliegenden Dörfern zeigen ihr Können vor Zuschauern und Jury. Frauen in bunten Trachten, gemischte Reigen oder aztekische ‚Krieger‘ mit traumhaftem Kopffederschmuck und Holzsandalen mit halblosen Metallsohlen chlefelen stampfend zu den Trommeln. Interessant ist, dass jede der vortanzenden Gruppe einen maskierten ‚Bösen‘ mit Peitsche mittanzen hat, der scharf achtet, dass jeder Schritt der einzelnen Tänzer sitzt und die Gruppe unter Kontrolle hat. Und natürlich, da Sonntag, zieht sich ein riesiger langer Markt durch die Gassen. Wir kaufen uns ungewohnte Früchte, oder sind es Gemüse? lassen uns Kochvorschläge geben, kosten da eine Tacos, dort einen Bananenfladen, lehnen dankend das Angebot eines Grünpapageis ab, finden knuspriges Brot und lachen mit vielen Marktfahrern (vermutlich sehen wir Touristen schon lustig aus…). Ja, der Abstecher in dieses emsige, aktive Städtchen hat sich wahrlich gelohnt.

Seit Hidalgo del Parral befinden wir uns auf einer Hochebene, ab und zu von Hügeln unterbrochen, meistens zwischen 2200 und 2700m Höhe. Die Gegend wird oft landwirtschaftlich genutzt. Zacatecas ist umgeben von trockener Gebirgslandschaft und liegt in einem schmalen Canyon. Viele, viele Treppchen, Stiegen und Gässchen geht’s runter bis ins nette Zentrum – und was runter geht muss natürlich auch wieder rauf. Prima, im Zentrum finden wir 2 Waschsalons für unsere Wäsche. Am nächsten Vormittag können wir den grossen schweren Wäschesack bringen, heisst es. Beide Orte verfügen an jenem Morgen als wir ankommen über leider kein Wasser…. Janu, so bringt ein Taxi uns samt Schmutzwäsche wieder hoch. Etwas später lassen wir uns von der Seilbahn über die Dächer der Stadt auf die benachbarte Flanke fahren und spazieren durch die Stadt zurück zu unserem Stellplatz. Wir freuen uns auf die morgendliche Führung durch die einstige Silbermine ‚El Eden‘, die  Informationen der Minenführung geben uns eine  Vorstellung, unter welch harten und menschunwürdigen Bedingungen die Indios und Kinder schuften mussten. Die anschliessende Halbedelsteinsammlung ist ein schöner Abschluss der Besichtigung.

Guanajuato ist eines meiner Lieblingsstädte. Die im Gebirge eingeengte Stadt ist nicht wie andere Kolonialstädte im Schachbrettmuster angelegt, die Strassen und langen Gassen krümmen sich in seltsamen Winkeln und ziehen sich steil die Hügelflanken hoch. Tunnels, durch die Hügel und unter der Stadt durch, einstmals für die Minen gedacht, sind heute für Autos und Fussgänger ausgebaut. Der Universitätsort pulsiert mit jungen Studenten und Touristen, wartet mit schönen Häusern, vielen beeindruckenden Kirchen, Museen, Theatern und Strassencafés unter schattigen Lorbeerbäumen (Ficus benjamin) auf. Unser erhöhter Übernachtungsplatz auf der Terrasse eines Innenhofes bietet Blick auf die bunten Häuschen des Hanges vis-à-vis. Am Tag plärrt laut die Musik aus irgendeinem Radio und hallt durch die Häuserschlucht, wird kurz vor Sonnenuntergang vom immensen Vogelgezwitscher abgelöst, das übergangslos vom sich kreuz und quer antwortenden Hundegebell übertroffen wird, um erst kurz vor Sonnenaufgang zu verstummen, weil dies die Zeit der Hähne ist. Und dann ist wieder Zeit für Musik. Einfach herrlich!

10. – 24.11.2018  San Miguel de Allende bis Pazifikküste

 

Ab Guanajuato schlängeln wir uns durch feuchte Nebelwälder hinauf nach dem Städtchen Dolores Hidalgo. Hier erscholl 1810 der Freiheitsruf des redegewandten geistlichen Miguel Hidalgo zur Unabhängigkeit von Spanien. In dieser Gemeinde finden wir endlich einen Hinterhof, wo unsere zwei Camper gründlich von Schlick und Staub seit der Barranca del Cobre abgespritzt werden. Die Autos zeigen wieder ihre wahre Farbe und die Pneus glänzen schwarz. In der Zwischenzeit geniessen wir köstliches Fleisch und Tacos vom Strassengrill und erfreuen uns an den leckeren hausgemachten Glaces in den verrücktesten Aromen wie Schokolade, Bier, Krabben, Schweineschwarte mit Melasse….  

San Miguel de Allende – Richards Lieblingsort. Eine wirklich hübsche Stadt, farbig, ruhig und doch belebt, sauber, kulturell vielseitig, nur müssen wir die vielen pensionierten Amerikaner übersehen, von denen es einfach einen Hauch zu viele hat. Die Strassen sind grossteils nicht asphaltiert sondern mit runden Kopfsteinen besetzt – damit der Regen versickern kann und beim unebenen Laufen unser Hirn gebraucht wird, lacht ein Einheimischer. Wir bleiben einige Tage in dieser schönen Stadt, besichtigen den herrlichen riesigen botanischen Garten, lauschen in einem alten Theater den fetzigen Jazzklängen, durchlaufen die Stadt in alle Richtungen und lassen es dem Auto in der Garage von Matthias Heyer, einem ausgewanderten Deutschen, und uns im allgemeinen Service so richtig gut gehen. Hier begegnen uns erstmals Amerikareisende aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, den Staaten und sogar Bulgarien. Denn immer wieder fragen wir uns: wo sind all die vielen Panamerikareisenden? Ganz selten begegnen uns Camper oder Weitreisende.

Den nächsten Weitreisenden begegnen wir unverhofft nach einem grossen Stau auf dem Weg zum Chapala-See. Es ist ein Teil des nach USA emigrierenden Flüchtlingsstromes aus Mittelamerika. Eben werden sie auf Lastwagen und Pickups verteilt nach Guadalajara. Mexiko zeigt sich sehr hilfreich. Etwas später dürfen auch wir die mexikanische Hilfsbereitschaft in Anspruch nehmen. Schön wäre es doch, statt der Schnellstrasse, die kleine Strasse direkt am See zu nehmen, finden wir. Schön ist die Landschaft wirklich, vom hohen Hügel sehen wir die Nachmittagssonne auf dem Wasser glitzern. Auf runden Kopfsteinen schlängelt sich die Strasse, immer schmaler werdend, zum ersten Dörfchen. Kleinbusse, die praktischen Transportmittel, kreuzen sich. Auch in den nächsten Siedlungen leben hauptsächlich Indigene. Sie nicken freundlich und winken zurück. Sicher denken sie, was uns in diese Gegend führt. Und plötzlich ist die Strasse zu eng, die Busse und wir sind zu viele und können nicht mehr kreuzen. Wir quetschen uns an den Strassenrand, und psssss, ein aus dem Boden ragendes Metallstück schlitzt uns den Pneu seitlich auf. Kurz später finden wir eine ebene Ausweichstelle, ein Familienvater zieht sein weisses Hemd aus und liegt mit Richard samt Wagenheber unter dem Auto. Die Kinder handlangern wo sie können und schon bald ist das Reserverad montiert. Vielen Dank euch allen nochmals für die spontane Hilfe! Müssen wir nun in Chapala einen neuen Pneu kaufen? Die Garage ist zeitlich ausgebucht, aber wir sollen doch in derselben Strasse nach dem Vulkanisator Ausschau halten. Grosses Fragezeichen bei uns, noch nie gehört! Und schon sehen wir die Werkstatt, 2x3 Meter, fensterlos, schwarz, gearbeitet wird auf der Strasse. Sicher, klar flicken sie uns den Pneu, wir sollen in 2 Stunden wieder kommen. Und picobello sieht der Pneu wieder aus, sie haben den Riss vulkanisiert (?). Die Arbeiter haben uns die Presse gezeigt und erklärt, war Hitze dabei? Wir wissen es nicht, aber der Pneu soll wie neu sein und man sieht fast nichts. Einfach grossartig die Mexikaner, genial!

Am nächsten Tag treffen wir Olivia. Sie ist entfernt mit mir verwandt und wohnt seit Geburt hier in Chapala, ihre Eltern sind vor etwa 35 Jahren aus der Schweiz hierhin ausgewandert. Danke für deine Zeit, Olivia, ich habe mich sehr gefreut dich zu sehen! Unweit, auch am See liegt Ajajac, ein beliebter klimatisch milder Ort für winterflüchtende pensionierte Amerikaner. Auch unser lieber Freund René mit Alina aus Edmonton, Kanada, verbrachten viele Winterjahre hier. Vor ihrem ehemaligen kleinen Haus telefonieren wir via WhatsApp-Video und grüssen herzlich, hoffentlich schöne Erinnerungen auffrischend. Hi René and Ali – with love!

Da ein Unfall die Autobahn zum Pazifik blockiert, dauert die Umfahrung etwas länger als geplant und natürlich müssen immer wieder Fotohalts her. So gelangen wir erst bei Dunkelheit zum Übernachtungsplatz. Es ist 19.00h. Wir haben uns ernsthaft vorgenommen, nicht nach Sonnenuntergang zu reisen, sogar die Einheimischen meiden dies wennmöglich, das Risiko ist einfach gross – Einäuger, oder gar fehlende Autolichter, Gegend unbekannt, Strassenlöcher von denen es sehr viele und tiefe gibt und dann sind auch die falschen Leute unterwegs… alles in Ordnung zum Glück.

25.11. - 02.12.2018   Pazifik, Schildkröten, Uruapan, Monarchfalter

Einsame Strände, einladendes Meer zum Baden, die Kokospalmen im Rücken, zig Spuren von Einsiedlerkrebsen, Leguanen und nur wir zwei. Einfach herrlich! Ein Verkäufer öffnet für uns im nahen Dorf seine Tiefkühltruhe voller fangfrischer, jetzt tiefgefrorener Garnelen – wir können nicht widerstehen – sie sind einfach nur lecker! Nach einigen Tagen Erholung mit dolce far niente gelangen wir zu den Schildkröten. Die Zeit ist günstig, viele kommen her, um in der Nacht ihre Eier zu legen. Bei Dunkelheit im Mondlicht sehen wir die Schildkrötenweibchen an Land kriechen, geduldig mit ihren Flossen ein tiefes Loch graben und darin gegen 80 hühnergrosse runde Eier zu legen. Etwa 30 Tage später schlüpfen die Jungen gleichzeitig. Vögel, Hunde und Fische warten auf das leckere zarte Futter. Um dem entgegenzuwirken helfen Freiwillige die Eier einzusammeln und an einem geschützten Ort sie ausbrüten zu lassen. Später, nach dem Schlüpfen, werden sie ausgesetzt. Auch wir erhalten eine Schale mit etwa 20 Jungen und dürfen diese in die Freiheit entlassen. Den Vögeln lassen wir keine Chance, dem Überleben im Meer wünschen wir viel Glück. Wie viele Male wurden die Kleinen von den Wellen hin und her gespült bis das Meer sie verschluckte. Ganz anders die schweren Weibchen, sie schleppen sich zurück ins Meer und lassen sich nur vom zurückfliessenden Wasser wegtragen. Und plötzlich sind sie von der Dunkelheit und den Wellen verschluckt.

Wieder im Landesinnern steht der nächste Höhepunkt bevor: die  Vulkankirche von Uruapan. Eine Offroadstrasse sollte bis zum Vulkan führen, aber wir verirren uns komplett in der ärmstem Gegend der Stadt (unsere Schrebergärten zu Hause sind Luxusvillen zu ihren dürftigen Behausungen). Also fahren wir die übliche Strecke nach Angahuan und werden dort von einem berittenen Caballero durch die verwinkelten engen, vom Markt zugestopften Gassen des indigenen Dorfes bis zum Touristenparkplatz geführt. Bereits von hier hat man einen schönen Blick auf die Kirche, die 1943, vom nahen, aus einem Erdriss entstandenen Vulkan Paracutin, halb in Lava versank. Auf dem Pferderücken können wir die Reste aus der Nähe betrachten, ein lohnenswerter Besuch. Und weil am Nachmittag bis spät in die Nacht im Dorf gefeiert wird, ist nichts mit Weiterfahrt bis zum nächsten Tag.

Uruapan und Umgebung ist die Hochburg für Avocados. Was bei uns im Tessin Kastanienbäume oder gar -Wälder vorherrschen, sind es hier Avocadobäume, -Plantagen, oder gar –Wälder. Die Bäume tragen gleichzeitig Blüten und Früchte, emsig wird geerntet, gelagert, abtransportiert. In den umliegenden Dörfern wird zum Avocadofest gerichtet.

Der Parque Nacional Eduardo Ruiz rundet den Besuch dieser Gegend ab, ein tropisch anmutender Park, mit übermütig sprudelndem Bach in üppiger Vegetation, verspielten Wasserläufen, Kaskaden, gebogenen Steinbrücken, Nischen, Treppchen und Caches zum Verweilen.

Das Wetter schlägt um, Patzcuaro trieft vor Regen, das hübsche Städtchen ist deshalb schnell gesehen. Der gedeckte Markt bietet nicht viel Schutz – wir schlängeln uns von Stand zu Stand, versuchend den Rinnsalen von der Decke und Tümpeln auszuweichen. Ebenso das nahegelegene Örtchen Tzintzuntzan mit seinen schönen kunstvollen Holzarbeiten wäre ein längerer Besuch wert. Die Fischer im Patzcuaro-See schmelzen im Grauingrau, und obwohl wir den See umrunden, sind die 5 Inseln des Sees kaum sichtbar.

Gerne würden wir die Monarchfalter-Kolonien besichtigen, aber bei DEM Wetter fliegen sie nicht.

Also fahren wir in die nahegelegene Stadt Morelia und warten 2 Tage, bis die Sonne sich wieder zeigt. 2 Ziele fahren wir an: El Rosario und Piedra Herrada. Beide Orte liegen auf etwa 2700m Höhe, umringt von Laubbäumen, - das Ziel jeweils, nach 2 bzw. 3km, auf ca. 3200m, nur mit hohen Koniferen bewachsen. Wir schnaufen schwitzend aufwärts stampfend, pausieren nach Atem ringend, während unser Führer frisch voraustrabt, dieselbe Strecke je nach Nachfrage bis 5x am Tag zurücklegend. Aber der recht happige Aufstieg lohnt sich. Als Erste gegen 10 Uhr sind wir oben angelangt; einige hundert Rottannen wirken wie von einer grossen Schneelast eingehüllt. Schwer hängen die Äste und erst nach genauem Hinschauen sehen wir, dass sie übervoll mit Schmetterlingen überdeckt sind. Wie Trauben hängen sie an den Bäumen und sobald das Sonnenlicht den Wald zu durchfluten beginnt, wärmt es ihre Flügel und Körper, sie erwecken aus ihrer Starre und kurze Zeit später ist ein Schwirren in der Luft zu sehen von abertausenden von Monarchfaltern. Jedes Jahr überwintern diese Schmetterlinge, aus Kanada und den grossen Seen kommend, in 4. Generation, zu Millionen in einigen Gebieten dieser Region Mexikos. Ein überwältigendes Erlebnis! Auf dem Abstieg ist der Bodenfrost aufgetaut und die Schmetterlinge stärken sich am frischen Nass des Bodens oder an Tautropfen. Wir sind beseelt!

03.-06.12.2018  Nevado de Toluca bis Cuernavaca

 

Wir verlassen die bergige raue Gegend, in der hauptsächlich Mais bebaut werde kann. Das Meiste an Gemüse und Obst wird hier aus anderen Gebieten importiert. Jetzt weiss ich auch, weshalb die Kinder so Freude an den verteilten Bananen hatten. Noch sind wir auf einer Höhe von ca. 2300m, landwirtschaftlich jedoch wieder offener. Als Letztes wollen wir nochmals hoch hinaus, nämlich auf den erloschenen Vulkan Nevado de Toluca. Eine Schotterpiste führt uns über die Baumgrenze (ca. 3700) an die Flanke des Vulkans auf 4100m. Die unerschrockenen Mexikaner kommen hier mit ihren normalen Autos hoch und erklimmen in Sonntagsschuhen den Kraterrand. Wir als Schweizer sind da etwas komplizierter, tragen Trekkingschuhe, Regenjacke (Wolken könnten meistens gegen Mittag aufziehen), Rucksack mit Getränk und Snack, Verbandzeug, etwas Toilettenpapier, Taschenmesser… ja, wie wir in etwa zu Hause zu Berge gehen würden… Der Aufstieg zum leicht verschneiten Kraterrand auf 4400m ist eher ein Spaziergang, lässt uns, und nicht nur uns Alte, wegen der Höhe doch recht keuchen. Die Aussicht ist herrlich, die beiden Kraterseen, Laguna de la Luna und Laguna del Sol sind in greifbarer Nähe. Doch wir verzichten auf den Abstieg, da die umliegenden höheren Kraterränder bereits in Nebel eingehüllt sind. Tage später vernehmen wir, dass Tina, Felix und Hund Filou bei den Seen in der Kratersohle rumgekraxelt sind.

Um etwas besser schlafen zu können entscheiden wir uns wieder in etwas tiefere Lagen zu fahren. Weshalb hupt das Polizeiauto hinter uns? Wir halten an und müssen vernehmen, dass wir ohne vordere Autonummer unterwegs sind, die liegt nämlich hinter der Windschutzscheibe, damit bei Parkbusse das Schild nicht wieder abmontiert werden kann, was hier in Mexiko üblich ist. Naja, das gäbe eine Busse von M$ 1400 (79sFr). Oha. Dann muss ich lachen, fahren doch viele Autos mit nur einer Autonummer rum… falls überhaupt einer. Und ein anderer Polizist meinte vor etwa einem Monat, dies sei ok. Kurz, nach längerem hin und her verlangt er von uns einen Vorschlag, retourniert endlich die begutachtete Autonummer samt Fahrausweis und gibt uns, um 200 Pesos reicher, das Zeichen zur Weiterfahrt. Wir schütteln uns die Hände und mit einem erlösenden Lachen beiderseits geht unsere Fahrt weiter - nach - Malinalco, einem Pueblo Magica, einem bezaubernden Ort. Aber Achtung, nicht immer dem Navi glauben, denn der führt uns in ein kaum auflösbares Labyrinth von Gassen und Einbahngässlein, dem wir uns nur im Rückwärtsgang wieder entwinden können. 426 Stufen führen in ein hübsches kleines aztekisches Kultzentrum, das in den Berg gehauen durch das geöffnete Maul einer Schlange mit Giftzähnen Einlass bietet. Das hervorragend geführte Museum 'Luis Schneider' unten im Dorf erläutert kurzweilig die aztekische 3er-Philosophie von der Welt des Todes, dem Leben jetzt und dem Universum.

Zum Glück sind wir in letzter Zeit viel steil bergauf gewandert,  denn die gut 400 Stufen waren im Nachhinein ein Leichtes, als wir Tage später die Ruine hoch über Tepozteco besuchen. Etwa 1 Stunde geht’s nur über Steintreppen und felsige Stufen. Dazwischen verkauft jemand Wasser, Schokolade und Taschentücher, ein Zweiter beinahe oben köstliche selbstgemachte Energieriegel. Die Aussicht oben lohnt sich auf jeden Fall, vielleicht sogar mehr als die kleine Tempelruine.

Wir freuen uns, in Cuernavaca die Schwester unserer Spanischlehrerin in der Schweiz kennenlernen zu dürfen. Sie nimmt sich netterweise einige Stunden Zeit, uns ihre (vor einem Jahr arg durchschüttelte) Stadt zu zeigen. Muchas gracias Susi!

Topes – ein Schlagwort in Mexiko, daran kommt keiner vorbei. Mich erinnern Topes an Topo, bzw Topi, riesige quer auf der Strasse liegende Ratten…. Oft sieht man diese schlafenden Polizisten von weitem, schaltet schnell einige Gänge runter und bremst, um diese Bodenschwellen im Schritttempo zu nehmen. Es gibt vielerlei verschiedene Ausführungen davon: gelb angestrichen oder markiert, runde,  trapezförmige, kleine dafür gleich mehrere hintereinander, metallene Knöpfe, auch simple Erdwälle, gekennzeichnete mit ‚Topes in 150m‘, Bildtafeln oder mit Schildaufschrift ‚Reductor‘, ja, oft erkennt man die Topes, aber meistens eben nicht und sie sind einfach plötzlich da. Das geübte Auge erfasst sie blitzschnell, wenn nicht der Fahrer so der Beifahrer. Und sollt einer trotzdem mal leider übersehen und überfahren werden, so klebt das Halszäpfchen am Hirn, oder der Rücken lässt grüssen und wenn man sehr Pech hat, bricht das Chassis entzwei. Dies nur kurz zu den Topes. Sicher wird selten zu schnell gefahren, Geschwindigkeitsreduzierer ist ein passendes Wort. Blitzer erübrigen sich,  man weiss – Topes stehen fast immer am Dorfeingang und –ausgang, oft noch einige dazwischen, vor Schulen, Kreuzungen, ev. engen Kurven – eben meistens, jedoch nicht immer. Dazu gesellen sich natürlich noch die Strassenschäden, kreuzweise knöcheltiefe Schlaglöcher und abgerutschte Strassenränder, sodass ein Ausweichen zum Spiessrutenlaufen werden kann. Albtraum oder Abenteuer? - je nach Charakter und Nervenstärke.

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