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Ecuador

09.02.22 bis 24.03.2022

Die Einreise erfolgt unkompliziert und schnell – Migrationsstempel in den Pass für 90 Tage innerhalb 365 Tage, ebenfalls 90 Tage für das Auto auf einem separaten Blatt, das bei der Ausreise wiederum abgestempelt wird und beim Zoll bleibt. Die Warnung ist deutlich, dass bei Überziehen der Zeit pro Tag über 400 $ Bussgeld zu bezahlen sei. Vorsichtshalber legen wir eine Fotokopie dieses Papieres zu unseren Akten (man weiss nie bei einer eventuellen Polizeikontrolle). Eine Haftpflichtversicherung kann für Ecuador nicht abgeschlossen werden. Übrigens, zwei Tage später werden PCR- und Antigentest an der Grenze aufgehoben. Ein Abenteuer in einem neuen Land beginnt. Erster Halt natürlich bei einem hübschen und (noch) gutem Kaffee, dann steuern wir die Grotte in La Paz an. Na klar auf dem nicht empfohlenen Weg, der jedoch wunderschön durch wildes, steilabfallendes Gebiet über eine schmale Bollersteinstrasse führt und wir sehr empfehlenswert finden. Auf dem Parkplatz vor dem Konvent können wir sicher und ruhig übernachten. Die darunterliegende Mariengrotte ist nett und bietet Platz und Schutz für sich hundert Pilger. Stalaktiten zieren das Gewölbe und ein Flüsschen durchfliesst die Grotte.

Wir freuen uns Hans von der Finca Sommerwind, nähe Ibarra an der Laguna Yahuarcocha, kennenzulernen. Ohne Pandemie hätten wir diesen Ort noch 2020 erreichen wollen. Wir werden mit deutschem Bier verwöhnt, mit Brezel, Weisswurst und Kartoffelsalat, mit sagenhafter Schwarzwäldertorte, Bienenstich, und vielen anderen Leckereien und wir geniessen diese kulinarische Abwechslung. Von hier aus unternehmen wir Ausflüge nach der Vulkanlagune Cuicocha, dem astronomischen Punkt der Äquatorlinie (bei Tagundnachtgleiche fällt der Schatten genau senkrecht durch ein Rohr), der archäologischen Stätte Cochasqui und natürlich zum Indigenenmarkt nach Otavallo. Zur Hauptstadt Quito fährt uns ein Führer in seinem Auto hoch und zeigt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Welch pompöser Goldschmuck in den Kirchen und Kathedralen der Altstadt!

Nach kurzem Überlegen entscheiden wir uns, über die Agentur ‘Cometa-Travel’ in Quito (unter Schweizerführung) zu einer 15-tägigen Galapagostour auf dem kleinen Boot ‘Angelito’. Maja (auch Schweizerin mit über 30-jähriger Galapagos-Erfahrung) führt uns dank ihrem Wissen, ihrem Interesse, ihren Fachkenntnissen und ihrer eigenen Begeisterungsfähigkeit in die Vielseitigkeit und Achtsamkeit der fragilen Inselwelt. Wer Leguane, Seelöwen, Schildkröten und Vögel mag ist hier richtig. Es sind herrliche Tage: Landausflüge, Schnorcheln, Kurzvorträge, leckerste Verpflegung und Umsorgung, etwas Zeit zum Sein, kein Internet, Abendschau im Lichte des Scheinwerfers zu den ums Schiff schwimmenden Seelöwen, Meeresschildkröten, Fischen und Haien. Und eines Tages kreuzt uns eine Delphinschule von sicher über hundert Stück. Wie das Wasser kocht! Wir sind froh 15 Tage an Bord zu sein. Danke Maja!

Zurück auf der Finca Sommerwind, schnappen wir uns den Camper wieder und fahren via dem 4200m hohen Papallactapass nach Coca – Francisco de Orellana in das Amazonasgebiet. 4 Nächte verbringen wir in der schönen Sacha Lodge, erreichbar mit einer 2-stündigen Bootsfahrt den Rio Napa hinunter, dann 20 Minuten Fussmarsch und wiederum 20 Minuten Kanufahrt. Die Tage vergehen im Nu mit Kanufahrt durch das Feuchtgebiet, Führungen durch den Regenwald, Nachtwanderung oder Piranha fischen… Viele verschiedene indigene Gruppierungen bewohnen die Regenwaldregion, jede mit einer eigenen Sprache. Viele von ihnen arbeiten in den hiesigen Ölindustrien die um den Rio Napo erbaut wurden.

Zurück beim Auto nehmen wir die Strasse nordwärts und erklimmen nochmals Berge auf einsamen bescheidenen Pisten der Grenze Kolumbiens entlang bis zurück zur Grenze, wo wir das Auto mit dem entsprechenden Papier ausstempeln. Zurück geht’s zu Hans. Hier wird der Camper bis zum Herbst auf uns warten. Hans und seine Frau Ximena fahren uns in 2 Stunden zum Flughafen Quito. Vielen herzlichen Dank.

Auf Wiedersehen im Herbst !

Ecuador  II

17.10.22 bis 19.11.2022

​Frühmorgens landen wir in Quito. Unsere 4 Sporttaschen und Rucksäcke interessiert niemanden, schon gar nicht weder den mitgenommen neuen Boiler noch die neue WC-Kassette. Und schon bald erscheint Paulo mit dem klapprigen Pickup. Sämtliches Gepäck landet auf der Ladefläche und schon sausen wir Finca Sommerwind entgegen. Wir sind optimistisch unseren Papillon gut anzutreffen - in Hans’ Händen ist er wohlbehütet gewesen, die letzten 6 1/2 Monate. Und so ist es auch. Freudiges Wiedersehen. Hans und seine Frau Ximena hatten uns letzten Sommer auf ihrer Europatour besucht.

​Zwei Tage später steht unser Camper, nach einer kleinen Kurve zur Grenze, wieder ganz legal im Land, neu mit sogar 90 Tagen Landesaufenthalt, wohingegen wir ‘nur’ die restlichen 42 Tage erhalten haben. Richard überholt einige Arbeiten am Auto, die neue Boilermarke passt und nach einigen Tagen, mit guten Routentipps von Hans und Bierschnitzelundgutekuchen im Wanst verlassen wir definitiv den guten Boxenstopp. Ziel ist Mindo, ein Nebelwald nähe Quito. Die Strecke kennen wir inzwischen gut und kommen zügig voran – bis kurz vor Quito seltsames Holpern und dann ein Knall uns zum sofortigen Halten zwingen. Der geplatzte Hinterreifen sieht irreparabel scheusslich aus. Dank 2 Wagenhebern hängt nun das Corpus delicti an Stelle des Ersatzrades. 5 neue Goodrichreifen müssen schnellstmöglich gefunden werden. Wir sind im falschen Land – Kolumbien hätte die grössere Reifenauswahl und erst noch zu besseren Konditionen gehabt. Doch nähe dem Touristenort ‘Mitad del Mundo’ organisiert uns ein freundlicher Händler die gewünschten Pneus, aber es dauert. Also verbringen wir einige Tage in Mindo, observieren Kolibris, Agutis und sonstiges Kleingetier und fahren mit einer Sesselbahn und einer mit Automotor und Fusspedal betriebenen Kastengondel zu den Wasserfällen. Natürlich verliere ich wieder einmal den langbeinigen Richard aus den Augen und wir treffen uns zum Glück später wieder bei der Gondel. Zurück beim Pneuhändler (eigentlich ist er Schreinereibesitzer) hat dieser uns und unseren Auftrag völlig vergessen. Neu heisst es, in 2 Tagen können wir sie in Quito montieren lassen. In 2 Tagen werden wir auf den Folgetag vertröstet wegen irgendeines weissgottwas, die Pneus kämen von weither. Und dann klappt es – heureka! 5 neue Goodrichpneus in der gewünschten Grösse. Die alten sind wirklich sehr spröde geworden seit Kanada und auf der weiteren Strecke sind wir überglücklich gute neue ‘Finken’ zu fahren.

Wieder geht es über den ca 4100m hohen Papallactapass, und diesmal fahren wir hoch zu den Papallacta-Thermen. Sie sind herrlich, heiss bis sehr heiss, schön gebaut und sehr sauber. Wir plantschen bis die Haut schrumpelig ist und der Vulkan Antisana seine Schneekuppel zeigt.

Nähe Misahuallí wurde uns die schöne, von indigenen Frauen geführte Sinchi Lodge empfohlen. Wir dürfen bei ihnen stehen, unternehmen eine Kanutour (aber morgens um 08.00h ist für Vogelbeobachtung einfach schon zu spät), schlängeln uns durch das Dickicht des umgebenden Regenwaldes und werden liebenswert und hervorragend verköstigt – das Übliche: Huhn mit Reis, Yucca, Böhnchen, Kartoffeln und Salat, dazu Bier und eine Karaffe Fruchtsaft. Innert diesen 2 Tagen spriesst eine herrliche rote Blume direkt am Stamm eines Baumes von der Knospe zur totalen Entfaltung – ein Traum!

​Ein Traum hat sich auch ein deutsches Paar in den letzten 3o Jahren erfüllt. Nähe dem Bäderdorf Baños erbauten sie ihr neues Heim mitsamt einem kleinen Hotel nach eigenen Ideen und Phantasie und Plänen. Ein wahres Schmuckstück ist entstanden. Leider nagt, wie an den meisten Orten, der Zahn der Pandemie und das schöne Restaurant ist geschlossen.

​Bereits am nächsten Tag fahren wir die Strasse der Vulkane hoch. Weder der noch aktive Tungurahua (5016m), noch der welthöchst Gipfel des Chimborazo (6268m), noch der schneebedeckte Cotopaxi (5897m) zeigen sich. Wir versuchen uns auf 3’100m anzuklimatisieren, doch ist Richards Nacht alles andere als angenehm. Wären gerne auf den Cotopaxi bis auf 4644m mit dem Auto hochgefahren, aber 1. ist die Zufahrt wegen vermeintlichen Aktivitäten des Vulkans geschlossen, 2. versteckt sich das ganze Gebirge hinter dicken Wolken, 3. sagt Richards Kopf definitiv nein. Schade! Also fahren wir zur Lagune Quilotoa, einem schönen Vulkankratersee und erwischen wieder einmal die abenteuerlichsten Schotterpisten abseits von gut und böse. Und siehe, die Übernachtung auf 3840m stellt keinerlei Probleme.

​Die Landschaft, auch weiter bis zum Pazifik ist atemberaubend. Wir staunen wie noch auf gegen 4000m Indigene in ihrer traditionellen Kleidung Ackerbau betreiben. Je weiter wir Richtung Meer fahren, desto trockener und ausgedörrter ist die Landschaft. In Manta, am Pazifik, erwarten uns staubige Hügel und Pisten. Die totgeglaubten Bäume und Sträucher harren dem Nass, um innert weniger Tage im satten Grün zu verzaubern. Wie kann das sein, wenige Kilometer weiter erstreckt sich ein kleiner üppiger Regenwald um in ein Gebiet der jetzigen Regenperiode überzugehen. Hier hüpfen wir von Pfütze zu Pfütze und seifigerdigen Wegen zum Strand. Wie wild die Wellen sind, die ungestüme Strömung lädt nicht zum Bade. Die nassen Steine leuchten in allen Farben. Dafür üben Surferneulinge ihr Können oder entspannen in Yogaangeboten, alles gesund bei veganer Kost. Der amerikaner Bruce schenkt uns einen Arm voll biologisches Gemüse und wir trinken guten Kaffee im einzig geöffneten Hippy-Café.

​Auch der Zürcher Oberländer Sami hat hier seit vielen Jahren seine neue Heimat gefunden inmitten seines vielfältigen Gartens. Wir fahren weiter der Küste entlang bis zum westlichsten Punkt Ecuadors. Aus dieser Gegend stammen die noch heute und zu Inkazeiten begehrten rotfarbigen Spondylus-Muscheln (Stachelauster). Genug der schwarzen dicken Wolken entscheiden wir uns nach Cuenca in die Berge zu fahren. In Guayaquil (ja nicht anhalten da zu kriminell) machen wir einen kurzen Hinterhofhalt. Seit längerem sollte unsere fixmontierte Gasflasche aufgefüllt werden. Jedoch hat Ecuador seit wenigen Jahren das Gesetz geändert und die offiziellen Gasstationen würden unsere kleine Flasche mit Überdruck zum explodieren bringen. Aber hier, vorgängig per WhatsApp avisiert, sollte es klappen. Señor Eduardo erwartet uns bereits, im Anhänger seines Mopeds einige einheimische Gasflaschen. Unser Tank muss etwas entlüftet werden und schon füllt er mit dem passenden Adapter das Gas um – mitten auf der Strasse! Kein Problem.

​Cuenca gefällt uns, die Stadt wirkt aufgeräumt, lebendig, vielseitig. Uns interessiert vor allem das historische Zentrum, die neue Kathedrale mit der blauen Kuppel, die alten Kirchen aus dem 16. Jh, erbaut mit den Steinen der Inkastätte Tomebamba, die herrlichen adligen Hotels und Gebäude mit ihren schönen Innenhöfen und hohen Marmorhallen (die zum Kaffeetrinken einladen), und das Panamahut-Museum wo wissenswertes über die Hutherstellung vermittelt wird.

Die letzte Etappe zur Grenze nach Peru führt uns nochmals über die Anden mit Traumausblicken aus über 3000m Höhenstrasse auf das bergige Panorama. Wirklich sehr beeindruckend. In Macará füllen wir zum letzten Mal unsere beiden Tanks mit dem sehr preiswerten ecuadorianischen Diesel (pro Gallone = $1.79).

Adiós Ecuador !

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