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14. Oktober - 18. November 2019:  Guatemala

Belize auschecken ist unproblematisch. Es ist Sonntag. Innerhalb etwa 40min. sind wir bereits im neuen Land. 90 Tage Aufenthalt für Guatemala/ El Salvador/ Honduras und Nicaragua zusammen.

Der Weg zu den nur wenig ausgegrabenen Ruinen von Yaxhá ist steinig, die Bodenfreiheit des Campers kommt uns zu gute. So mitten im Dschungel, dazwischen ein heftiger Regenguss, praktisch keine Besucher, was wollen wir mehr. Auch die Ruinen von Tikal sind fantastisch, ca. 20% sind ausgegraben, ein Teil der ungewöhnlich hohen und steilen Pyramiden sind über Holztreppen besteigbar. Von oben zeigt sich ein lohnenswertes Panorama mit Blick auf die weit über den Regenwald herausragenden anderen Pyramiden. Ein Rudel neugieriger Nasenbären hofft auf essbares, der schillernde Péten-Truthahn zeigt sich, sowie Tukane, Silberfuchs und Brüllaffen. Genuss pur. Ein grosses Abendeuer wäre sicher der mehrtägige strenge Dschungelmarsch nach El Mirador Richtung Grenze Mexiko. Es wird gesagt, dass die Pyramiden dort grösser seien als diejenigen von Ägypten und um die 2Mio Mayas damals dort lebten. In jungen Jahren hätte uns diese Tour gejuckt, heute fühlen wir uns zu alt für derlei Strapazen.

Zwei ‚Vergnügungen besonderer Art‘ werden uns schon bald in Guatemala gratis angeboten: das Erste ist die „Sauna“, ganzkörper und 24 Stunden/Tag. Die Tageshitze beträgt ca. 30°, die Feuchtigkeit ist beinahe unerträglich. Hat jemand von euch je versucht, frisch aus der Sauna kommend, noch nass ein T-Shirt überzuziehen? Das Zweite ist die „Achterbahn der Strassen“. Sie dauert Stunden, immer wieder rauf und runter gehts, manchmal alsphaltiert, oft staubig steinig, ab und zu gar einspurig jedoch mit Gegenverkehr, durchgeschüttelt bis zum Auseinanderfallen. Loopings hat es keine, etwas anderes lässt uns jedoch das Herz tief sacken – das sind die Überholmanöver, natürlich noch knapp vor einer unübersichtlichen Kurve. Oder der überfüllte Kleinbus, der sich trotz  Gegenverkehr noch vordrängt – ja, dann wird die Bustüre vorne rechts geöffnet, ein Mitfahrer hängt raus und winkt, man solle ihn, den Bus reinlassen. (Ist deshalb der Lastwagen ins Bord runtergekippt?). Bei Stau wird als erstes sofort links überholt, kommt Verkehr entgegen fährt man links hin und wartet bis man weiterkommt. Wird eine Strecke im Garmin, MapsMe oder GoogleMaps mit 1 ½ Std berechnet, so tut man gut, die doppelte Zeit zu rechnen, um jedoch zu wissen, dass es auch 5 oder 6 Stunden sein können – vielleicht ist eine Baustelle dazwischen, ein frischer Erdrutsch, die Strecke durch eine Fähre unterbrochen, der Giro de Guatemala genau hier unterwegs, oder ein zu grosser Lastwagen verkeilt die Kurve auf einer steilen steinigen und engen Piste (natürlich mit Gegenverkehr). Diese Situation erleben wir zwischen Lanquin und Semuc Champey. Gut gerechnet sollten wir das Ziel, die havarierte Brücke, spätestens um 17.00h, vor Einbruch der Dunkelheit passiert haben. Zwei Kilometer vor Ziel bleiben wir in der Kolonne stecken. Wir warten, von irgendwoher springen indigene Kinder herbei, eine halbe Stunde warten heisst es. Inzwischen setzt die Dämmerung ein, die Automotoren und –lichter sind längst ausgeschaltet, man hört rufe, Befehle, inzwischen ist es ganz dunkel, es heisst die Backsteine des Lastwagens müssten ausgeladen werden (von Hand natürlich), der Laster in eine Schneise einparkiert. Endlich, der Gegenverkehr, hauptsächlich Pickups vollgeladen mit Indigenen und einigen Touris zwängen sich durch. Wir übernachten vor der Brücke und werden sie erst am nächsten Morgen passieren.

Die Sinterterrassen mit den klaren Wasserbecken in Semuc Champey laden zum erfrischenden Bade. Kleine Fische beknabbern unsere Füsse. Nach der wohltuenden Abkühlung steigen wir zum Aussichtspunkt hoch, nur 500m Weg dorthin, jedoch mit 300m Steigung. Der schweisstreibende Aufstieg belohnt eine grandiose Aussicht und tröstet uns etwas über das damals braune Wasser in Agua Azul in Mexiko. Kurz vor mir liegt ein Stück frischgrüner Liane. Als sie sich aber bewegt muss ich doch ‚goissen‘ – mit enorm muskulöser Kraft fliegt sie über den Wegrand und verschwindet flink und lautlos im Gebüsch darunter. Die Giftschlange war sicher 2m lang.

 

Puerto Barrios ist der einzige Umschlagplatz an der Karibikküste, die via Strasse erreichbar ist, ein Dauerverkehr an Lastwagen. Der gesamte atlantische Im- und Export Guatemalas wird hier abgewickelt. Wir interessieren uns jedoch nur für Livingston, einzig mit Boot auf dem schönen Rio Dulce nach 42km am Meer erreichbar. Livingston, ein multikulti (mir scheint getrenntes) Örtchen von Garifunas, Ladinos und Indigenas, hier ist alles langsam, träge, vom strengen Klima für Auswärtige kaum aushaltbar.

Wir umrunden den Izabalsee, geprägt vom Nickelabbau auf der einen Seite, auf der andern Seite  vom unaufhörlichen Lastwagenverkehr, darunter viele mit Chiquita, Dole oder delMonte Beschriftungen. Guatemala-Stadt durchfahren wir im Verkehrsgewühl, sie ist uns zu unsicher für einen Halt. Dafür bietet Antigua-Guatemala touristisch extrem viel. Die wohlhabenden und pompösen vielen Kirchen und Klöster der Kolonialzeit sind alle zerstört von den schweren Erdbeben der letzten Jahrhunderte und nun fotogene Orte. Die meist einstöckigen bunten Häuser verstecken in ihren Hinterhöfen herrliche Patios, Oasen der Ruhe mit schönen Brunnen und üppiger Bepflanzung. Sämtliche Strassen sind uneben kopfsteinbepflastert, was einige waghalsige nicht abhält hohe Stöckelschuhe zu tragen oder Rollschuh zu fahren (der einzige Platz ist der Hauptpark). Auf dem Markt trifft man viele verschiedene Indigene Frauen in ihren traditionellen Kleidern. Je nach Abstammung, Dorf, Sprache ist auch ihre Kleidung sehr verschieden und bunt. Zum Teil kommen sie von weit her, die angebotene Ware an extrem steilen Hängen geerntet.

Dafür bietet Antigua-Guatemala touristisch extrem viel. Die wohlhabenden und pompösen vielen Kirchen und Klöster der Kolonialzeit sind alle zerstört von den schweren Erdbeben der letzten Jahrhunderte und nun fotogene Orte. Die meist einstöckigen bunten Häuser verstecken in ihren Hinterhöfen herrliche Patios, Oasen der Ruhe mit schönen Brunnen und üppiger Bepflanzung. Sämtliche Strassen sind uneben kopfsteinbepflastert, was einige waghalsige nicht abhält hohe Stöckelschuhe zu tragen oder Rollschuh zu fahren (der einzige Platz ist der Hauptpark). Auf dem Markt trifft man viele verschiedene Indigene Frauen in ihren traditionellen Kleidern. Je nach Abstammung, Dorf, Sprache ist auch ihre Kleidung sehr verschieden und bunt. Zum Teil kommen sie von weit her, die angebotene Ware an extrem steilen Hängen geerntet.

An Allerheiligen, 1. November, ist in Lateinamerika viel los. Welche Höhepunkte bietet diesbezüglich Guatemala? Die Reiseunterlagen sowie im Gespräch mit Ortskundigen fällt der Entscheid leicht – Sumpango, dort wird der Tag mit Riesenpapierdrachen gefeiert, gleich neben dem Friedhof. Denn dort ist der Wind günstig für die umherirrenden Seelen. Der Papierdrachenlärm verscheucht die bösen Geister. Der reisende Franzose Marc und wir entscheiden, statt mit dem Bus am 1. November, bereits im Voraus mit unseren Campern hinzufahren, da garantiert auf der Strasse Chaos herrschen wird. Ein Einheimischer erlaubt uns, neben seinem Haus zu übernachten. Bereits um 06.00Uhr früh stehen wir auf dem Platz, die ersten mittelgrossen Drachen stehen schon. Bis 8m Durchmesser können sie geflogen werden, die ganz Grossen (bis 22m hoch) werden zur allgemeinen Bewunderung als Kunstwerk aufgestellt. Grosse und kleine Drachen werden auf dieselbe Art und Weise vor Ort gebaut: 8 Bambusstangen übers Kreuz gelegt, mit Seilen und Schnüren festgezurrt, dann kommt das Motiv aus Seidenpapier darunter, befestigt und fertigdekoriert. Unter aufmunternden Rufen der Zuschauer werden die ganz Grossen mit vereinter Mannskraft  aufgestellt, mit manchmal bis zu 8 Anläufen, da Bambusrohre immer wieder durch die Last knicken. Die Drachen sind herrlich anzuschauen, kunstvolle Gebilde mit Themen der Kinder, der Frauen, der Natur, des Glaubens … Bis zur Mittagszeit ist das Gelände zu einem wahrer Rummelplatz angequollen mit Essständen, Zuckerwatten-, Hut-, Glace- und Schnickschnack-Verkäufer. Wo viele Leute zusammendrängen sind natürlich auch Taschendiebe unterwegs die ihr Handwerk versuchen, so wie überall auf der Welt.  Richard kommt mit ‚nur‘ verschnittenem Hosensack (in seiner neuen Hose) davon. Marc erhält sein Portemonnaie ohne Geld, jedoch mit sämtlichen Karten zurück.

Mitte Nachmittag, bevor die grosse Heimkehr aller Zuschauer beginnt, machen wir uns davon. Marc will am nächsten Tag Fuegos Zwillingsvulkan, den ruhenden Acatenango besteigen. Wir können den kräftezehrenden Auf- und Abstieg unseren alternden Gliedern nicht mehr zumuten und fahren entgegengesetzt nach Chichicastenango. Sonntags findet dort nämlich der grösste Zentralamerikanische Markt statt. Heute, an Allerheiligen, ist auch hier viel los. In einem Hinterhof können wir parken. Auf dem Hauptplatz speit, funkt und knallt ein Feuerwerk über den Köpfen der meist indigenen Zuschauer. In einer Prozession werden geschmückte Heilige von Stammesältesten durch die Gassen zur Kirche getragen und zum Schluss spielt eine, die Füsse lösenden, Salsa-Gruppe. Mich wundert, den ganzen Abend kein Ah und Oh zu hören, keine im Rhythmus wiegende Schulter zu sehen. Mit unbeweglicher Mine wird dem Ganzen zugeschaut. Sind die Leute so scheu, befangen und vielleicht introvertiert? Ein unglaublich guter Kaffee rinnt durch meine Kehle, geschöpft aus einer grossen Pfanne in einer Essbude, mit einem Hauch Schokolade und wenig Zucker – eine köstliche ausgewogene Kombination! Am nächsten Tag, Allerseelen, werden auf dem Weg zum Friedhof schönste Blumen feilgeboten. Die bunten Gräber sind schön geschmückt, auf den Wegen liegen wie ein Teppich Föhrennadeln verstreut, Essen und Liebhabereien der Verstorbenen kränzen deren Ruhestätte, Musik spielt, die Verwandten sind zum Teil bedrückt, meistens aber ausgelassen und fröhlich, es wird gegessen, getrunken, gelacht, Glace geschleckt, Kinder lassen bunte Papierdrachen von den Dächern der Gräber steigen.

Am schönen Atitlansee erholen wir uns für einige Tage von den vielen Eindrücken. Die Gegend ist eine wassergefüllte Senkung, eingebettet zwischen steilen Hängen und einigen Vulkanen. Beinahe fühlt man sich ins Tessin versetzt. Statt die kurvigen und extrem steilen Passstrassen in die Dörfer zu benutzen (Stilfserjoch ist eine Sonntagsfahrt dagegen), stehen Motorboote in den Häfen bereit. Alle 20min bietet sich die Gelegenheit in solch einen ‚Bus‘ einzuspringen um die umliegenden Dörfer zu erreichen. Wirklich praktisch, zeitsparend und günstig. Auf diesem Weg lernen wir den ‚komischen Heiligen‘ Maximón bzw. Rilaj Mam kennen: eine Zigarre rauchend, mit Hut und ev. Sonnenbrille trägt diese vogelscheuchenähnliche Holzpuppe noch krawattige Kleidung und wird an Ostern zusammen mit den andern kirchlichen Heiligen durch die Strassen getragen. Heute sitzt ihm ein Schamane zur Linken der die gespendeten Geldscheine seinem Begleiter zur Rechten weiterreicht. Die Noten werden an die Krawatte geheftet, das Münz klirrt in einen Korb.

Am schönen See erfahren wir, dass Christina und Paul vom RV Cancun, wo wir unser Camper stehen hatten, von Mafiosis bedroht wurden – entweder eine hohe Summe bezahlen, oder das Ganze wird abgefackelt, ev. steht deren Leben auf dem Spiel. Wir sind bestürzt und wünschen den Beiden Schutz, Sicherheit, Glück und alles Gute!

Wenn wir den speienden Vulkan Fuego nicht vom Nachbarsvulkan sehen mögen, so doch vom nächstmöglichen Dorf. Über eine landwirtschaftlich fruchtbare Hochebene (wir werden mit Riesenkarotten und Randen beschenkt), mit Zwischenhalt im Balneario ‚Aguas caliente‘ bei San Antonio, wo wir wieder einmal die einzigen Bleichgesichter sind, gelangen wir zu einem Hotel, das uns freundlicherweise im Hof übernachten lässt und uns Tür und Tor öffnet bis aufs Hausdach, dort kann Richard tolle Nachtfotos des immer wieder speienden Vulkans Fuego schiessen. Letzter Ausbruch 2017,  viele Brücken wurden von den nachfolgenden Wasserschlamm-Massen weggespühlt und es wird noch immer am Wiederaufbau gearbeitet. Einige Routen sind noch immer unpassierbar, der Weg fort. Viele Menschenleben wurden gefortert.

Als Letztes möchten wir den guatemaltekischen Pazifik sehen. Die Ebene zwischen Meer und der langen Vulkankette ist dank den Vulkanablagerungen sehr fruchtbar. Der Sandstrand ist vulkanisch schwarz. Richtung Mexiko seien die Strände arg verschmutzt mit viel Abfall, die ganze Küste von starken Strömungen und hohem Wellengang geprägt, die das Schwimmen zu einem gefährlichen Unterfangen machen und als Badestrand im europäischen Sinn nicht einladen. Aber südlich von Guatemala Stadt befindet sich in Puerto San José der grosse Hafen (nebst Puerto Barrios an der Karibikküste) wo ebenfalls Kreuzfahrtschiffe anlegen… und ein Stück rechts und links davon ersetzen abenteuerliche Fähren die Brücken. Die wollen wir erleben! Von Simpacate bis El Paredón dauert die Fahrt auf dem flossähnlichen Kahn 15, bei Monterrico durch Mangroven etwa 20 Min. Herrlich und sehr abenteuerlich! Hätten unsere Reisefreunde Tina und Felix das Traggewicht der Fähren nicht bereits vorrangig getestet… ich weiss nicht hätte ich diesen holzigen Booten getraut.

Aber nun geht es auf direktestem Weg in Valle Nuevo nach El Salvador über die Grenze. Die Passkontrolle ist schnell und problemlos erledigt. Die Autoausfuhr jedoch – wer hätte gedacht, dass die Zollbeamten jenes Schalters von 13:00 – 14:00h sich eine Mittagspause gönnen J

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