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Labrador:  28. Juni - 2. Juli 2017

Labrador:  28. Juni – 2. Juli 2017

 

Frühmorgens überschifft uns die Fähre von Saint Barbe nach Blanc-Sablon aufs Festland. Auf der hottrigen geteerten Küstenstrasse nordwärts nach Mary’s Harbour begleiten uns die letzten Eisberge. Wir freuen uns auf die unendlichen Weiten. Nach etwa 2 Stunden weist der Strassenpfeil Trans-Labrador-Hwy nach links… Asphaltstrasse fertig, die letzten Dörfchen hinter uns, Meer adieu… vor uns 450 km Schotterpiste, 3 Ausfahrten für Parkmöglichkeit, keine Tankstelle, keine Einkaufsmöglichkeiten, kein WeLan, dafür Wälder, unendliche Weiten, Feuchtgebiete, wildtobende Flüsse und grenzenlose Freiheit. Am 2. Tag erreichen wir Happy Valley-Goose Bay, eine Kleinstadt mit ca. 8‘000 Einwohnern, deren Durchschnittsalter 38 Jahre beträgt. Die Stadt liegt an der Mündung des Churchill Rivers in den Lake Melville, einer Einbuchtung des Atlantischen Ozeans und sie besitzt den grössten Luftwaffenstützpunkt im Nordosten Nordamerikas. Im 2. Weltkrieg diente die Basis vor allem als Zwischenlandeplatz von insgesamt 24‘000 amerikanischen und kanadischen Kampfflugzeugen auf ihrem Weg nach Europa. 1943 war Goose Bay damit zum verkehrsreichsten Flughafen der Welt geworden. Der Bau begann mit 2500 Soldaten und Zivilisten. Die Besatzung der Basis war 1960 inzwischen auf über 12‘000 angewachsen. (Mehr zur Basis siehe Internet: ,Canadian Forces Base Goose Bay‘)

Ein Inuit-Pärchen möchte uns ihr Dorf ‚Mud Lake‘, nur per Wasserstrasse erreichbar, zeigen. Eigentlich sehr interessant, jedoch ist das Paar betrunken und wir winken dankend ab. Auch hier in Goose Bay sind die Einheimischen sehr gastfreundlich, zeigen uns ihre Einrichtungen, privaten Sammlungen, sind sehr aufgeschlossen. Viele Touristen, auch einheimische verbringen ihre Freizeit in dieser Gegend. Mit Wasserflugzeugen werden sie zu ihren Blockhütten im Irgendwo geflogen, um dort hauptsächlich zu Fischen, aber auch zu Jagen.

Gerne hätte ich hier die 150-Jahresfeier miterlebt – ein ansprechendes Programm wurde geboten. Aber Richard zieht‘s am nächsten Tag weiter. Also folgen wir dem Churchill River durch abwechslungsreiche Hügellandschaft die 310 km bis nach Churchill Falls, einer der letzten Retortenstadt im atlantischen Kanada. Die 600 Einwohner arbeiten allesamt für den Churchill Dam, einem 5,428 Gigawatt Wasserkraftwerk.

Herrlich feuchte Moorlandschaft zieren die nächsten 220 asphaltierten Kilometer bis Labrador City. Die Pisten der Elektrizitätsmasten sind stete Begleiter. Labrador City – ‚Land of the Hardworking People‘ – wurde erst 1961 gegründet, um Angestellte der ‚Iron Ore Company of Canada‘ unterzubringen. Die Region verfügt über grosses Eisenerzvorkommen. Das Eisenerz wird per Eisenbahn zum 420km entfernten Verladehafen Sept-iles  am Sankt-Lorenz-Strom transportiert. Die Industriestadt macht wirklich den Eindruck von fleissigen Arbeitern. Die 150-Jahrefeier bot hauptsächlich Kindern ein tolles Vergnügen.

Am nächsten Tag sind wir schon bald in der nahen Provinz Québec und verlassen endgültig Labrador. Die wiederum Naturstrasse ist vom Regen schlickig und seifig wie die Schweizerstrassen bei Schneepflotsch. Schnell rutscht man von Weg ab und um Hilfe wartet man einige Stunden. Baie-Comeau ist immerhin 580km entfernt. Die Landschaft ist auch hier blumig, feucht, sanft hügelig, liebenswert. Wir passieren einige Eisenerzstationen mit riesigen aufgeschütteten Erdbewegungen. Eisenbahnwagen werden mit Förderbändern geladen, der Verkehr nimmt zu. Unsere Fahrt verläuft glücklicherweise pannenlos. Was ist denn das, von weitem schon erkennbar?

Die 2020 km2 grosse René-Levsseur-Insel:  Sie ist die grösste durch menschliche Aktivität entstandene Insel der Erde. Ursprünglich stellt die Insel den Zentralberg eines Einschlagkraters dar, des Manicouagan-Kraters, welcher vor ungefähr 214 Mio Jahren entstand. In den 1960er Jahren wurde die Staumauer (Daniel-Johnson-Talsperre) südlich der heutigen Insel erbaut und der Fluss aufgestaut.  Die Insel besitzt eine grössere Fläche als der Manicouagan-Stausee, in dem sie sich befindet. Die Insel ist unbewohnt, darauf befinden sich zahlreiche Seen, in denen auch wieder Inseln sind.

Noch 214 km und wir erreichen den Sankt-Lorenz-Strom, Baie-Comeau. Gibt es hier die Möglichkeit, den eingetrockneten Strassenschlick am Auto abzuwaschen? Wir sind froh, Grauwasser gegen Frischwasser tauschen zu können und unsere Vorräte mit Frischwaren zu ergänzen.

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